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FAKULTÄT FÜR BIOLOGIE, CHEMIE UND GEOWISSENSCHAFTEN

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Pressemitteilung: Wie Seesterne die Welt mit anderen Augen sehen, aber nicht riechen

1. August 2016

Die Augen von Seesternen haben für ihre räumliche Orientierung und damit auch für ihre Verbreitung in Ozeanen eine viel größere Bedeutung, als bisher angenommen wurde. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die ein Forscherteam der Universität Bayreuth jetzt in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht hat. Die neuen Erkenntnisse sind auch in ökologischer Hinsicht von Interesse: Sie könnten langfristig dazu beitragen, einer weiteren Ausbreitung der für Korallenriffe gefährlichen Dornenkronenseesterne entgegenzuwirken.


Eine Plage für die indopazifischen Korallenriffe: Wie Dornenkronenseesterne ihre Futterplätze finden

Seesterne sind nicht gerade für ihre Sinnesleistungen bekannt. Generell haben sie weniger Sinnesorgane als beispielsweise der Mensch. Es fehlt ihnen zudem ein Gehirn, das als Schaltzentrale Informationen aus der Umwelt verarbeitet. Es wurde bisher angenommen, dass sich die Tiere bei ihren langsamen Bewegungen hauptsächlich auf ihren Geruchssinn (chemische Wahrnehmung) verlassen. Die Rolle der anderen Sinne hingegen war unbekannt. Um die Sinnesorgane bei Seesternen zu untersuchen, widmete sich eine Bayreuther Forschergruppe um Prof. Dr. Christian Laforsch einem Seestern mit einem besonders schlechten Ruf: dem Dornenkronenseestern Acanthaster planci.

Dieser Dornenkronenseestern, der sich fast ausschließlich von Korallen ernährt, stellt für seinen natürlichen Lebensraum, die Riffe im Indischen und im Pazifischen Ozean, eine große Bedrohung dar: Er tritt immer wieder in Massenvorkommen auf, bei denen Tausende dieser Tiere ganze Riffe kahlfressen können. Damit stellt er nach tropischen Wirbelstürmen die zweithäufigste Ursache für Korallensterben dar und wird deshalb auch als Plage massiv bekämpft.

Obwohl dieses Tier zu den meistuntersuchten Organismen im Meer zählt, ist über seine Sinnesleistungen überraschend wenig bekannt. Bei Dornenkronenseesternen ging man zum Beispiel lange davon aus, dass sie die Korallenriffe in erster Linie durch chemische Stoffe, die von Korallen abgegeben werden, wahrnehmen und so ihre Nahrungsgründe gezielt aufsuchen. Ihrem Tast- und Sehsinn hingegen konnte bisher kaum eine konkrete Funktion zugeordnet werden. Man ging davon aus, dass die Augen lediglich zur Unterscheidung von hell und dunkel dienen und damit wichtig für die Tag-Nacht-Aktivität des Seesterns sind.

Eine Studie der Universität Bayreuth, die jetzt in der Fachzeitschrift ‚Scientific Reports‘ veröffentlicht wurde, rückt jedoch den Sehsinn als Sinnesorgan des Seesterns in ein anderes Licht: Die Augen sind zu viel mehr fähig als der bloßen Tag-Nacht-Wahrnehmung. Der Seestern kann damit auch Futterplätze oder Verstecke finden. Das Futter, die Korallen, zu riechen – dies funktioniert dagegen nur aus nächster Nähe.

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